Riesling - die Königin der Weißweine
Sortenmerkmale von Riesling
Die Rieslingtraube ist klein und eher unscheinbar, die Trauben werden maximal mittelgroß (im Gegensatz zu Müller-Thurgau oder Dornfelder) sind dichtbeerig oft geschultert an der Rebe, sind rund, grüngelb, bei Besonnung auch goldgelb bis gelbbraun. Auffallend ist die zarte schwarze Punktierung. Sie stellt jedoch hohe Ansprüche an die Lage. Der Anbau reduziert sich auf kühlere Klimazonen, durch die extrem langen Reifeperioden (zwischen Blüte und Ernte 120 – 180 Tage)
Schäden durch falschen oder echten Mehltau sind selten. Schwarzfleckenkrankheit gibt es auch kaum. Roter Brenner kann in flachgründigen, steilen, leicht erwärmbaren Weingärten öfter auftreten. Botrytis Cinirea Pilz ist zur Erzeugung bester Auslesen an der reifen Traube erwünscht. Zur falschen Zeit zerstört er als Grauschimmel das Rebgut. Schädlinge machen zwischen den Rebsorten keinen Unterschied.
Bei diesen Rebsorten hat der Riesling als Vater- oder Muttersorte Pate gestanden: Bacchus, Kerner, Müller-Thurgau, Scheurebe, Albalonga, Aris, Rieslaner, Rotberger
Herkunft und Geschichte: Die Frage der Herkunft der Rebsorte Riesling ist recht eng verknüpft mit dem Problem des Ursprungs unserer Kulturrebsorten allgemein. Noch um die letzte Jahrhundertwende diskutierte man darüber, dass in frühgeschichtlicher Zeit die Rebkultur von den alten Hochkulturen des afroasiatischen Raumes sowie des Mittelmeergebietes nach Germanien gelangt seien. Die Mythen hierzu sind ebenso vielfältig wie die Spekulationen um die Abstammung. Sehr früh wird bereits vermutet, dass Riesling eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Plinius (Agrarschriftsteller 23-79n.Chr.) beschriebenen amminesischen Rebe habe. König Ludwig dem Deutschen (843-876) wird angedichtet er habe Riesling erstmals am Rhein anpflanzen lassen.
Eine weitere Theorie ist, dass sich der Riesling aus der noch heute am Rhein heimischen Wildrebe Vitis Vinifera Varita Silvestris entwickelt habe. Diese Theorien haben allerdings in den letzten Jahren auf Grund von molekularbiologischen Untersuchungen der Landesanstalt Klosterneuburg einen erheblichen Dämpfer erhalten. Nach dem heutigen Stand des Wissens gilt als gesichert, die Elternteile sind Heunisch (ein mittelalterlicher Massenträger) und ein Sämling aus Traminer.
Erste gesicherte urkundliche Nennung der Rebsorte: 1430 wird vom Ruslingwingarten bei Worms berichtet, 1435 bei Rüsselsheim, 1464/65 an der Mosel, 1477 im Elsass (bis ins 17. Jhd. Deutschland ). Diese Dokumente belegen den Rieslinganbau an Rhein und Mosel.
Der eigentliche Riesling-Aufschwung kam nach der „kleinen Eiszeit“ im Mittelalter durch den Erlass des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzelslaus von 1787: „…alle minderwertigen Rebsorten auszuhauen und durch Riesling zu ersetzen“
Der erste Riesling – Boom: Die Vorgänge rund um den Spätlesereiter (Karl der Spätlesereiter ) von Kloster Johannisberg, der mit fürstbischöflicher Erlaubnis zum Erntebeginn um einige Wochen zu spät im Rheingau eintraf und damit eine sehr späte Lese edelfauler Beeren auslöste, die in einem vorzüglichen Wein mündete. Mit diesen Daten wird heute der Beginn der gezielten Erzeugung von edelfaulen Trauben und der einhergehenden edelsüßen Weine verbunden.
Die Säkularisierung durch Napoleon brachte die kirchlichen Güter in Privatbesitz und innerhalb eines Jahrhunderts erreichten deutsche Rieslinge ein Preisniveau, das ihre Erzeuger sehr wohlhabend machte. Die schlossartigen Villen und Anwesen alter, großer Winzergüter sind heute noch Zeugen dieses Booms, Anfang des 20. Jahrhunderts.
Synonyme: Klingelberger (Ortenau), Riesling Renano ; Weißer Riesling, Riesling Rössling, Rösslinger, Riesler, Rieslinger Rheinriesling, Moselriesling, Rheingauer, Johannisberger, Hochheimer, Niederländer, Gräfenberger, Kastellberger, Karbacher Riesling, Kleinriesling, Klein-riesler, Weißer kleiner Riesling
Anbau und Anbaufläche (international u. national, Stand Mitte 2004):
Rebfläche Rebfläche in %
Deutschland 20.627 ha 61,9
Australien 4.256 ha 12,8
Frankreich 3.350 ha 10,1
USA 1.700 ha 5,1
Österreich 1.643 ha 4,9
Neuseeland 636 ha 1,9
Kanada 440 ha 1,3
Südafrika 347 ha 1,0
Chile 288 ha 0,9
Gesamt 32.857 ha 100 %
Deutschland:
Rheinhessen 2.930 ha 10,4
Pfalz 4.896 ha 21,0
Baden 1.203 ha 7,5
Württemberg 2.102 ha 18,3
Mosel 5.242 ha 57,7
Franken 277 ha 4,1
Nahe 1.038 ha 25,2
Rheingau 2.430 ha 78,2
Saale-Unstrut 44 ha 7,0
Ahr 37 ha 6,8
Mittelrhein 316 ha 68,0
Hessische Bergstr. 217 ha 49,8
Sachsen 62 ha 15,1
Gesamtrieslingfläche in Deutschland 20.797 ha = 20,38% der deutschen Rebfläche
Geschmacks-Stilistik: Die Säure des Riesling darf als das Herzstück dieser Rebsorte bezeichnet werden, weil sie der Träger der fruchtigen Rieslingart ist. Der Wein ist gekennzeichnet durch feine Rasse, Eleganz, Mineralik und reichhaltiges Spiel am Gaumen.
Sein unübertroffenes Bukett erinnert oft an Pfirsiche, Zitrusfrüchte, Aprikosen, Exotische Früchte, sowie an zahlreiche weitere, meist helle ausgereifte Früchte.
Zusammenfassend: Es wird in fast allen Ländern über den Globus versucht Riesling anzubauen, bzw. baut man Riesling an. Der Riesling bevorzugt allerdings ein „Cool-Climate“ und die Kargheit des Bodens. Die Schieferböden und die Steillagen in Deutschland lassen ihn zum unnachahmlichen, strahlenden Vertreter seiner Art werden.
Oft kopiert – nie erreicht! Obwohl schon in Klimazone B erzielt man in Österreich in der Wachau auf der Donau-Nordseite und im Spitzer Graben und Traisental sehr schöne Ergebnisse. Seit 2006 gibt es mit dem Traisental DAC den ersten österreichischen Riesling DAC.
In den USA wird Riesling an den Five Finger Lakes im Norden den Staates New-York, an der Ostküste sowie im Williamette Valley in Oregon sowie im Yakima und Columbia Valley in Washington an der Westküste angebaut. In Kanada beschränkt sich der Anbau auf das Okanagan Valley und die Niagara Halbinsel im Staat Ontario.
Riesling findet man in Australien am Margaret River, Barossa Valley, Eden Valley und Clare Valley. In Neuseeland verteilen sich die 600 ha Anbaufläche auf alle Anbauregionen. Die Anbauflächen in Chile und Südafrika gehen wesentlich auf deutsche Einwanderer zurück, führen hier nach Rotwein und Chardonnay-Boom eher ein Schattendasein.
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